Jung und arbeitslos? KI trifft vor allem Berufseinsteiger

Lange war unklar, ob Künstliche Intelligenz tatsächlich Arbeitsplätze vernichtet oder ob die Befürchtungen übertrieben sind. Nun liefert eine Analyse des Stanford Digital Economy Lab erstmals umfassende Daten, die eine klare Tendenz zeigen. Vor allem junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger in stark KI-exponierten Tätigkeiten finden deutlich schwerer Jobs.

Junge Beschäftigte verlieren in KI-gefährdeten Branchen

Für die Studie wurden über drei Jahre hinweg Millionen von Gehaltsabrechnungen aus zehntausenden US-Unternehmen ausgewertet. Das Ergebnis: In Jobs mit hoher KI-„Exposure“ wie Softwareentwicklung, Marketing oder Büroarbeit gingen die Beschäftigtenzahlen bei 22- bis 25-Jährigen spürbar zurück. Ältere Mitarbeitende in denselben Bereichen blieben dagegen stabil oder legten sogar leicht zu.

Besonders auffällig ist der Vergleich mit weniger KI-gefährdeten Tätigkeiten wie Pflege, Einzelhandel oder Industriearbeit. Dort nahm die Beschäftigung junger Menschen im selben Zeitraum deutlich zu. „Für 22- bis 25-Jährige fällt die Beschäftigung in den am stärksten KI-exponierten Jobs, während sie in den am wenigsten exponierten Jobs steigt“, fasst Studienautor Bharat Chandar zusammen.

Damit entsteht eine paradoxe Situation: Gerade jene Einstiegsrollen, die traditionell als Sprungbrett für Karrieren dienten, scheinen unter Druck zu geraten. Welche langfristigen Folgen das für ganze Generationen haben könnte, bleibt vorerst offen.

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Mehr als nur Technologieeffekte

Die Gründe für diese Entwicklung sind komplex. Zwar setzen Unternehmen KI ein, um Aufgaben zu automatisieren. Die Technologie dient laut Studie aber auch als Vorwand, um nach dem Pandemie-Boom ohnehin geplante Kostensenkungen und Outsourcing-Maßnahmen umzusetzen. Viele Stellen wären demnach auch ohne KI weggefallen.

Hinzu kommt: Schon vor dem Aufstieg von ChatGPT und vergleichbaren Modellen war der Arbeitsmarkt für Berufseinsteiger angespannt. Seit Ende 2022 stagniert die Beschäftigung für junge Menschen, während erfahrene Fachkräfte weiterhin robust nachgefragt sind.

Stagnierende Löhne für alle

Bemerkenswert ist außerdem, dass die Löhne über alle Altersgruppen hinweg seit 2022 kaum gestiegen sind. Unabhängig davon, ob Jobs durch KI verschwinden oder nicht, profitieren die Beschäftigten nicht von den Einsparungen. Stattdessen konzentrieren sich die Gewinne vor allem in den Chefetagen, dort wo die Effekte von KI tatsächlich spürbar ankommen.

Fazit: Die Studie zeigt, dass Künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt bereits heute verändert. Besonders hart trifft es junge Berufseinsteiger, deren klassische Einstiegspositionen in vielen Branchen verschwinden. Ob KI hier tatsächlich der Hauptverursacher ist oder lediglich bestehende Trends beschleunigt, bleibt noch offen. Klar ist jedoch, dass die digitale Transformation nicht nur Chancen, sondern auch neue soziale Brüche erzeugt.

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