KI frisst Strom: Tech-Konzerne greifen jetzt auf Atomkraft zurück

Der weltweite Energiehunger von Künstlicher Intelligenz wächst rapide – und verändert die Energiepolitik der Tech-Konzerne. In den USA greifen Unternehmen wie Google, Microsoft und Meta zunehmend auf Atomstrom zurück, um den massiven Strombedarf ihrer KI-Rechenzentren zu decken.

Jüngstes Beispiel ist das Duane Arnold Energy Center im Bundesstaat Iowa. Das 2020 stillgelegte Atomkraftwerk soll Anfang 2029 wieder ans Netz gehen. Der neue Betreiber, NextEra Energy, gab bekannt, dass der produzierte Strom künftig vor allem an Google geliefert wird. Der Internetkonzern hat sich verpflichtet, die Energie 25 Jahre lang abzunehmen. Damit wird ein stillgelegter Reaktor zum strategischen Bestandteil der globalen KI-Infrastruktur.

Schon im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass der Energieversorger Constellation den Reaktor des früheren Atomkraftwerks Three Mile Island in Pennsylvania wieder in Betrieb nehmen will – diesmal, um Strom für Microsoft-Rechenzentren zu liefern. Auch der Facebook-Konzern Meta sicherte sich langfristig Atomstrom und hat für 20 Jahre die gesamte Energieproduktion eines Kernkraftwerks im US-Bundesstaat Illinois vertraglich gebunden.

Parallel dazu investiert Google in Zukunftstechnologien rund um neue Reaktortypen. Ab 2030 will der Konzern Strom aus den kleinen modularen Reaktoren (SMRs) des Entwicklers Kairos Power beziehen. Diese Anlagen gelten als sicherer und effizienter und sollen in kleineren, dezentralen Strukturen betrieben werden können – ein Modell, das sich besonders für energieintensive KI-Rechenzentren eignet.

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Der Hintergrund dieser Entwicklung ist klar: Die Rechenleistung für Künstliche Intelligenz erfordert enorme Energiemengen. Trainingsvorgänge großer Modelle verschlingen bereits heute so viel Strom wie kleine Städte. Mit dem weltweiten Ausbau von KI-Anwendungen wächst der Druck, stabile, emissionsarme und kalkulierbare Energiequellen zu sichern.

Die Hinwendung zur Atomkraft ist für viele Tech-Konzerne daher eine pragmatische Lösung, um Unabhängigkeit von volatilen Energiemärkten zu gewinnen. Kritiker warnen jedoch, dass der Rückgriff auf Kernenergie neue ökologische und sicherheitspolitische Fragen aufwirft. Dennoch zeichnet sich ab: Wenn KI-Systeme zum zentralen Wachstumstreiber der digitalen Wirtschaft werden, könnte Atomstrom zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der globalen Tech-Industrie avancieren.

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