Chinas „KI-Kühlschrank“

In China wurde ein ungewöhnlicher Supercomputer vorgestellt, der die Leistungsfähigkeit großer KI-Rechenzentren in ein Büroformat bringen soll. Der Hersteller Neogenint präsentierte gemeinsam mit dem Guangdong Institute of Intelligence Science and Technology (GDIIST) den neuen Rechner BIE-1 – ein System, das für „Brain-like Intelligence“ entwickelt wurde und trotz seiner enormen Leistung kompakt genug ist, um unter einem Schreibtisch Platz zu finden.

Der sogenannte „KI-Kühlschrank“, wie ihn chinesische Medien bereits nennen, ist für die Verarbeitung großer Sprachmodelle (LLMs) optimiert. Laut Angaben von Neogenint liefert der BIE-1 beim Inferencing mit dem hauseigenen Intuitive Neural Network (INN) eine Geschwindigkeit von bis zu 12,6 Millionen Tokens pro Sekunde. Damit soll der Rechner eine beeindruckende Rechenleistung bieten, die bislang nur großen Serverfarmen vorbehalten war.

Das System besteht aus drei Einschüben mit insgesamt 1152 Prozessorkernen, 4,5 Terabyte RAM und 144 Terabyte Speicherplatz auf Festplatten. Jeder der drei Module enthält 384 CPU-Kerne, 1,5 Terabyte RAM sowie drei Grafikprozessoren mit je 24 Gigabyte Speicher. Trotz dieser Ausstattung soll der maximale Stromverbrauch des gesamten Systems bei nur rund 2000 Watt liegen – weniger als viele Hochleistungs-Gaming-PCs.

Neogenint und das GDIIST betonen, dass der BIE-1 speziell für effiziente KI-Berechnungen entwickelt wurde. Das System sei so konstruiert, dass es mit einer gewöhnlichen Steckdose auskommt, kaum Lärm erzeugt und somit auch für den Betrieb in Büroräumen geeignet ist. Damit richtet sich der Hersteller nicht nur an Forschungseinrichtungen, sondern auch an Unternehmen, die große KI-Modelle intern betreiben möchten, ohne auf externe Cloud-Dienste angewiesen zu sein.

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Details zu Preis, Verfügbarkeit und der verbauten Prozessorarchitektur sind bislang nicht bekannt. Weder die Zahl der physischen Prozessoren noch der genaue GPU-Typ wurden offengelegt. Branchenbeobachter vermuten jedoch, dass Neogenint bei der Entwicklung eng mit dem chinesischen KI-Chipentwickler Cambricon zusammenarbeitet, der bereits Erfahrung mit neuronalen Beschleunigern und Edge-KI-Systemen hat.

Mit dem BIE-1 zeigt China, wie ernst es die Entwicklung eigener, hochspezialisierter KI-Hardware nimmt. Der kompakte Rechner demonstriert, dass Hochleistungs-KI nicht zwangsläufig riesige Rechenzentren benötigt – und könnte zum Vorbild für energieeffiziente, dezentrale KI-Systeme werden, die in Zukunft direkt im Büro oder Labor betrieben werden.

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