Ernüchterung in den USA: KI-Nutzung geht erstmals zurück
Nach Monaten ungebremster Euphorie zeigt sich ein Wendepunkt im US-Markt für künstliche Intelligenz. Trotz Milliardeninvestitionen von Konzernen wie OpenAI, Google und Microsoft stagniert die Nutzung von KI-Tools in Unternehmen. Neue Zahlen deuten sogar auf einen Rückgang hin, während die erhofften Einnahmen ausbleiben und die Risiken wachsen.
Vom Hype zur Realität
Noch vor wenigen Monaten verkündeten Tech-CEOs ambitionierte Visionen. OpenAI-Chef Sam Altman verglich die Entwicklung von GPT-5 mit dem Bau einer Atombombe. Anthropic-CEO Dario Amodei sprach von einer möglichen KI-bedingten Arbeitslosenquote von 20 Prozent. Die Realität sieht jedoch nüchterner aus. Laut einer aktuellen Erhebung des US Census Bureau ist die tatsächliche Nutzung von KI in Unternehmen rückläufig.
Die Daten von mehr als 1,2 Millionen Betrieben zeigen, dass der Einsatz in großen Unternehmen mit über 250 Beschäftigten von knapp 14 Prozent Mitte Juni auf unter 12 Prozent im August fiel. In mittelständischen Firmen stagniert die Nutzung, nur sehr kleine Betriebe mit weniger als vier Mitarbeitern verzeichneten leichte Zuwächse. Seit Beginn der Erhebung im November 2023 ist dies der deutlichste Rückgang.
Milliardeninvestitionen ohne Mehrwert
Obwohl Tech-Aktien weiterhin vom KI-Boom profitieren, mehren sich Zweifel, ob die hohen Investitionen jemals Rendite abwerfen. Analysten warnen, dass die Innovationen womöglich bereits ein Plateau erreicht haben. Besonders problematisch: Eine Studie des MIT ergab, dass 95 Prozent der US-Unternehmen mit KI-Einsatz bislang keine zusätzlichen Einnahmen verzeichnen konnten.
Noch im vergangenen Jahr versprach SAP-Chef Christian Klein eine fundamentale Transformation durch KI. Auch die UBS prognostizierte im Juni 2025 weiteres Wachstumspotenzial. Die aktuellen Daten widersprechen dieser Einschätzung jedoch deutlich.
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Risiken rücken in den Fokus
Während die wirtschaftlichen Erfolge ausbleiben, treten die negativen Effekte stärker in den Vordergrund. Es häufen sich Berichte über psychische Belastungen durch KI-Chatbots sowie den Missbrauch durch Betrüger, die mit generierten Bewerbungen Unternehmenssysteme infiltrieren. Für echte Bewerber wird es zunehmend schwieriger, überhaupt zum Gespräch eingeladen zu werden.
Auch Branchenexperten äußern sich besorgt. Microsofts KI-Chef Mustafa Suleyman warnt vor Modellen, die fälschlicherweise den Eindruck erwecken, über Bewusstsein und Emotionen zu verfügen. Google-DeepMind-CEO Demis Hassabis erklärte, er hätte KI lieber länger in kontrollierten Laborumgebungen gesehen.
Gefahr einer Abwärtsspirale
Die anfängliche Euphorie rund um GPT-5 und vergleichbare Modelle hat sich abgekühlt. Ohne kurzfristig messbare wirtschaftliche Erfolge könnte der jüngste Rückgang der KI-Nutzung erst der Anfang einer tieferen Abwärtsspirale sein. Für Unternehmen stellt sich damit mehr denn je die Frage: Wo liefert KI tatsächlich Mehrwert und wo bleibt sie eine riskante Investition?