Meta startet Superintelligenz-Offensive
Meta befindet sich inmitten eines strategischen Umbruchs. Nach der kostspieligen und bislang erfolglosen Metaverse-Offensive richtet CEO Mark Zuckerberg den Fokus nun auf ein neues Ziel: die Entwicklung von künstlicher Superintelligenz. Mit der Gründung der Meta Superintelligence Labs beginnt eine neue Phase, nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für den globalen KI-Wettlauf.
Zuckerberg spricht offen über die Ambition, „persönliche Superintelligenz“ für jeden Menschen zu schaffen. Die Vision: eine KI, die nicht nur Aufgaben automatisiert, sondern aktiv das Leben des Nutzers mitgestaltet.Und das über Konversation, Kontextverständnis und Begleitung im Alltag. Diese Zielsetzung unterscheidet Meta von Wettbewerbern, die vor allem auf die Automatisierung wirtschaftlicher Prozesse setzen.
Kernstück dieser Initiative ist der Aufbau eines hochspezialisierten Teams. Im Juni sicherte sich Meta eine 49-prozentige Beteiligung am KI-Unternehmen Scale AI, ein Deal im Wert von 14,3 Milliarden US-Dollar. Mit der Transaktion wechselte Scale-Gründer Alexandr Wang zu Meta, wo er nun als Chief AI Officer die Superintelligence Labs leitet.
Wang bringt ein Team ausgewählter Forscher:innen mit. Darunter ehemalige Scale-Führungskräfte und profilierte KI-Experten wie Nat Friedman (ehemals GitHub). Die Gruppe arbeitet räumlich und organisatorisch vom Rest des Konzerns abgekoppelt und in unmittelbarer Nähe zu Mark Zuckerberg selbst. Ein ganz klares Signal für die hohe Priorität des Projekts innerhalb der Unternehmensstrategie.
Parallel zur personellen Aufstellung investiert Meta massiv in Infrastruktur. Der Konzern errichtet mehrere neue Rechenzentren, darunter das Projekt „Hyperion“, das in den kommenden Jahren auf bis zu fünf Gigawatt Kapazität skaliert werden soll. Das entspricht in etwa der Größe des Strombedarfs einer Großstadt. Der Standort ist so weitläufig, dass er mit Teilen Manhattans vergleichbar ist.
Bilderquelle: Zuckerberg auf Threads
Meta experimentiert dabei mit neuen Bauverfahren, etwa wetterfesten Zeltstrukturen, um die Implementierung schneller voranzutreiben. Zuckerberg betont, dass all diese Maßnahmen durch die hohe Liquidität des Unternehmens aus eigener Kraft finanziert werden können.
Intern wird derzeit ein grundlegender Strategiewechsel diskutiert. Meta hat bislang große Sprachmodelle wie LLaMA öffentlich zugänglich gemacht. Ein klares Bekenntnis zu Open-Source-KI. Doch die Erfahrungen mit dem jüngsten Modell „Behemoth“, das intern enttäuschte, haben zu einer Neubewertung geführt. Die Veröffentlichung wurde auf Eis gelegt.
Innerhalb der Superintelligence Labs mehren sich Stimmen, die für eine Rückkehr zu geschlossenen Entwicklungsmodellen plädieren, auch aus wettbewerbsstrategischen Gründen. Damit könnte Meta seine bisherige Philosophie zugunsten eines stärker proprietären Ansatzes aufgeben. Sollte dieser Kurswechsel vollzogen werden, hätte das Signalwirkung für die gesamte Branche.
Meta führt derzeit den aggressivsten Talentakquisitionsprozess im KI-Sektor. Berichte über Gehaltspakete im neunstelligen Bereich machten zuletzt Schlagzeilen. Zuckerberg relativierte die Höhe, bestätigte aber die grundsätzliche Wettbewerbsdynamik. Ziel sei es, eine hohe Dichte an Spitzenkompetenz pro Kopf zu erreichen. Nicht nur aus technologischen, sondern auch aus strategischen Gründen.
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Meta positioniert sich damit in einem Nullsummenmarkt: Wer Top-Talente gewinnt, schwächt automatisch die Konkurrenz. Google, Apple, OpenAI und andere Marktteilnehmer sehen sich gezwungen, nachzuziehen. Finanziell sowie strukturell. Das Resultat ist eine spürbare Inflation in der Vergütungspraxis sowie ein zunehmender Verdrängungswettbewerb.
Die strategische Neuausrichtung hin zur Superintelligenz ist ambitioniert und riskant. Nach dem metaverse-bedingten Kapitalverlust in Höhe von rund 46 Milliarden US-Dollar steht Meta unter erheblichem Erfolgsdruck. Sollte das Vorhaben erneut scheitern, wäre das nicht nur ein finanzieller Rückschlag, sondern auch ein nachhaltiger Reputationsverlust für das Management.
Zugleich könnte ein Erfolg Meta neu positionieren: weg vom Image eines Social-Media-Konzerns, hin zu einem Technologiekern für personalisierte KI. Der Ausgang ist offen, doch der Kurs ist gesetzt.