Anthropic-Prognose geplatzt: KI schreibt längst nicht 90 Prozent des Codes
Vor sechs Monaten sorgte Dario Amodei, CEO des KI-Unternehmens Anthropic, mit einer drastischen Prognose für Schlagzeilen: Innerhalb von drei bis sechs Monaten werde Künstliche Intelligenz bis zu 90 Prozent allen Codes schreiben. Softwareentwickler stünden am Rande einer Revolution, viele ihrer Jobs seien akut bedroht.
Heute, ein halbes Jahr später, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Weder hat KI die Programmierwelt überrollt, noch lassen sich die Versprechen von Effizienz und Automatisierung in der Praxis belegen.
Ernüchterung in der Softwarebranche
Statt Arbeitszeit einzusparen, scheinen Entwickler durch KI-Tools wie Claude oder GitHub Copilot sogar mehr Aufwand zu haben. Eine aktuelle Untersuchung der Organisation Model Evaluation and Threat Research zeigt, dass Programmierer mit KI im Durchschnitt 19 Prozent länger für ihre Aufgaben benötigen. Zwar erledigt die KI Routinearbeit beim Schreiben von Code, doch das ständige Nachbessern, Testen und die oft aufwendige Prompt-Erstellung kosten mehr Zeit als erwartet.
Sicherheitsprobleme verschärfen die Lage
Noch problematischer sind die Folgen für die Sicherheit. Laut einer Analyse des Cybersicherheitsunternehmens Apiiro entstehen beim Einsatz von KI zehnmal so viele Sicherheitslücken wie bei rein menschlich geschriebenem Code. KI neigt dazu, fehlerhafte oder frei erfundene Softwarepakete einzubauen. Solche „Halluzinationen“ sind nicht nur ärgerlich, sondern können als Einfallstor für Hacker dienen.
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Ein Hype auf dem Prüfstand
Die Daten sprechen damit gegen Amodeis spektakuläre Prognose. Weder die Arbeitslosigkeit unter Entwicklern noch die erhoffte Effizienzsteigerung sind eingetreten. Im Gegenteil: Softwareunternehmen reagieren vorsichtiger, prüfen den Einsatz von KI intensiver und erkennen zunehmend die Risiken.
Amodei hatte sogar prophezeit, dass KI in einem Jahr den kompletten Code übernehmen könnte. Angesichts der aktuellen Ergebnisse wirkt dieses Szenario heute mehr wie eine Übertreibung im Hype-Zeitalter denn als realistische Zukunftsvision.