ChatGPT statt Amazon: So kauft KI bald für dich ein

Die Zukunft des Shoppings könnte ganz anders aussehen, als wir sie heute kennen. Führende KI-Unternehmen wie OpenAI, Google, Microsoft und Perplexity investieren massiv in sogenannte KI-Agenten, die Einkäufe eigenständig erledigen können. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: Statt selbst durch endlose Produktseiten zu klicken, übernimmt ein Chatbot die gesamte Aufgabe – von der Suche über den Vergleich bis hin zum gefüllten Warenkorb. Für Marken und Händler ist es dagegen eine Zeitenwende, die ihre Strategien im E-Commerce radikal verändern könnte.

chatgpt einkaufen

OpenAI hat bereits mit seinem weiterentwickelten System „Agent“ demonstriert, wie weit diese Technologie ist. Ein Nutzer gab den Auftrag, Zutaten für ein Abendessen inklusive Dessert zu kaufen. Der Agent navigierte selbstständig zum Supermarkt, legte alle Produkte in den Warenkorb und übergab die Transaktion am Ende zurück an den Kunden. Google hat mit seinem „AI Mode“ im Shopping-Bereich ähnliche Funktionen vorgestellt, kombiniert mit einem Preistracker, der Preisänderungen überwacht. Microsoft testet mit „Action“ die autonome Websuche für Shopping-Aufträge und Perplexity geht mit seinem neuen „Comet“-Browser noch weiter, indem der Agent gleich mehrere Apps und Webseiten miteinander verbindet.

Die Konsequenzen für den Onlinehandel sind weitreichend. Immer mehr Konsumenten informieren sich nicht mehr über klassische Suchmaschinen oder besuchen direkt eine Händlerseite. Stattdessen reicht eine Anfrage an den Chatbot. Bereits jetzt zeigen Daten von Semrush, dass fast 60 Prozent der Google-Suchen in Europa keinen Klick mehr erzeugen, weil Nutzer mit den automatisch generierten Antworten zufrieden sind. Analysten von Gartner prognostizieren sogar, dass das Suchvolumen traditioneller Suchmaschinen im kommenden Jahr um rund 25 Prozent sinken wird.

Für Marken und Händler bedeutet das eine dramatische Verschiebung: Sie konkurrieren nicht mehr nur um Sichtbarkeit in Suchmaschinen oder Marktplätzen wie Amazon, sondern um einen Platz in den Ergebnissen der „Answer Engines“. Sichtbarkeit in KI-Systemen wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Wer von den Algorithmen nicht berücksichtigt wird, findet im digitalen Schaufenster schlicht nicht mehr statt.

Bereits jetzt passen Unternehmen ihre Strategien an, um für KI-Agenten sichtbarer zu werden. Statt klassischem SEO geht es zunehmend darum, Inhalte so aufzubereiten, dass Chatbots sie erkennen und bevorzugt anzeigen. Detaillierte Produktbeschreibungen, semantische Suchbegriffe wie „Hochzeitsoutfit für den Sommer in Südfrankreich“ und schnell ladende Websites sind entscheidend, weil die Algorithmen solche Kriterien besonders stark gewichten. Start-ups wie Profound oder Refine bieten bereits Tools an, die Marken dabei helfen, ihre Präsenz in KI-Antworten zu überwachen.

KI WEEKLY

Wöchentliches KI-Wissen kompakt und verständlich — jeden Sonntag in deinem Postfach. Schließe dich 2500+ Abonnenten an!

Jeden Sonntag neu!

Doch diese Entwicklung wirft auch grundsätzliche Fragen auf. Wenn Konsumenten ihren Einkauf künftig vollständig einem KI-Agenten überlassen, schwindet die direkte Beziehung zwischen Marke und Kunde. World-Wide-Web-Erfinder Tim Berners-Lee warnt bereits vor einer Zukunft, in der Konsumenten ihre Wahlfreiheit abgeben. KI-Agenten könnten am Ende nicht alle Optionen präsentieren, sondern nur die aus ihrer Sicht passendsten Produkte. Damit würde der Einkauf weniger transparent und stärker von Algorithmen bestimmt.

Dennoch: Für viele Konsumenten überwiegt der praktische Nutzen. Schon heute geben mehr als die Hälfte an, dass KI ihre Einkaufserfahrung schneller, einfacher und effizienter macht. Statt 20 Tabs zu öffnen, erledigt ein Chatbot den gesamten Rechercheprozess in Sekunden. Für Händler bedeutet das jedoch, dass sie sich neu erfinden müssen. Der Kampf um Sichtbarkeit findet nicht mehr auf der Google-Suchergebnisseite statt, sondern in den neuronalen Netzen von ChatGPT, Gemini oder Perplexity.

Fazit: Die Revolution im E-Commerce ist längst in Gang. KI-Agenten übernehmen Aufgaben, die bisher Konsumenten selbst erledigten, und verändern die Regeln des Onlinehandels grundlegend. Wer als Marke oder Händler in dieser neuen Welt bestehen will, muss seine Inhalte konsequent auf die Logik der Answer Engines ausrichten – sonst verschwindet er aus dem Blickfeld der Konsumenten.

Zurück
Zurück

Heimliche KI-Bearbeitung: YouTube unter Beschuss

Weiter
Weiter

KI macht Kampagnen schneller – doch Vertrauen bröckelt